Trotz ihrer wechselhaften Natur ist die Hauskatze das beliebteste Haustier der Welt. Dies hat wohl eine lange Vorgeschichte. Die Domestikation der Katze liegt fast 10'000 Jahre zurück.
In einem ca. 9'500 Jahre alten Grab wurde ein erwachsener Mensch gemeinsam mit einer Katze bestattet, deren Körper in dieselbe westliche Richtung ausgerichtet war wie derjenige des Menschen. Die Archäolog:innen schliessen aus der Fundsituation heraus, dass bereits damals Mensch und Tier mehr als nur eine nutzbringende Partnerschaft eingegangen sind. Daher kann angenommen werden, dass Katzen gezähmt wurden, als die Menschheit
gerade die ersten Siedlungen in dem als Fruchtbarer Halbmond bekannten Teil des Nahen Ostens gründeten. Die Forscher deuten deuten ausserdem an, dass die Katzen sich vermut-
lich selbst domestiziert haben, da sie sich zuerst den Menschen annähert haben und nicht der Mensch den Katzen. Da Katzen nicht gut auf Anweisungen reagieren, legen solche Eigenschaften nahe, dass andere domestizierte Tiere von Menschen aus der Wildnis rekrutiert und für bestimmte Aufgaben gezüchtet wurden, während Katzen sich höchstwahrscheinlich für ein Leben unter Menschen entschieden, weil sie selbst Möglichkeiten dafür fanden. Menschen haben aber offensichtlich versucht, den Katzen einen Nutzen bzw. eine Aufgabe zuzuschreiben. Ein etwas ungewöhnliches belgisches Projekt aus dem 19. Jahrhundert hat versucht, Katzen als Briefträger:innen zu engagieren. Dabei wurden 37 Katzen zu solchen ernannt. Das Projekt scheiterte jedoch schnell, weil die Tiere nicht «verantwortungsbewusst» mit der ihnen anvertrauten Post umgingen».
Katzen wurden ursprünglich wegen ihrer Jagdinstinkte und Jagdtalente geduldet, da sie Nagetiere vertrieben und in Ägypten die heiligen Tempel bewachten.
Die Ägypter schätzten die Katzen als Jäger besonders und verehrten sie sogar als heilige Tiere, wie die Göttin Bastet zeigt. Sogar der Export der Katze aus Ägypten war streng verboten. Das ging so weit, dass eine spezielle Abteilung gegründet wurde, die sich ausschliesslich mit diesem Thema beschäftigte. Agent:innen wurden in andere Länder geschickt, um hinausgeschmuggelte Katzen zu finden und zurück nach Ägypten zu bringen. Auch war es eindeutig, dass im Jahr 450 v. Chr. in Ägypten auf das Töten einer Katze die Todesstrafe stand. Klar ist ebenfalls, dass die Ägypter:innen den Katzen einen höheren Wert als dem der Menschen gaben und das Leben der Katzen über demjenigen des Menschen stand. Jedoch wandelte sich diese Ansicht gegenüber der Katze im mittelalterlichen Europa, denn als nachtaktive Jäger waren die Katzen den Menschen damals unheimlich.
Nach Europa kam die Katze nach archäologischen Funden aus Polen, die auf 4'200 bis 2'300 Jahre v. Chr. datiert werden. Untersuchungen zeigen, dass sich Katzen während und nach der Domestizierung nicht veränder haben. Dies wird auch durch DNA-Untersuchungen unterstrichen. Die Katzen blieben ihren Wurzeln treu und die Menschen sahen auch keine Notwendigkeit, die Katzen zu ändern, denn sie waren perfekt, so wie sie waren.

Diverse Untersuchungen zeigen, dass Katzen ohne Menschen untereinander ebenso gut funktionieren wie auch im Zusammenleben mit den Menschen. Dies zeigt die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Katze. Die Katze führt eine Art Doppelleben und Menschen sind damit einverstanden. Der Grund dafür ist wahrscheinlich komplexer, als es in der Forschung dargestellt wird. Viele Forscher beschreiben die besondere und verflochtene Beziehung zwischen Menschen und Katzen. Die Beziehung geht weit über die praktische Funktion von Katzen (als Schädlingsbekämpfer) hinaus und basiert auf einer tiefen emotionalen Verbindung. Daraus lässt sich schliessen, dass die Beziehung zwischen Mensch und Katze genauso vielschichtig ist wie zwischen Mensch und Mensch.

In der heutigen Zeit spielen die Katzen (wenn auch nicht wie in alten Ägypten) stets noch eine wertvolle Rolle im Leben des Menschen, denn sie sind auch die beliebtesten Haustiere in der Schweiz. Dies belegen die aktuelle Zahlen, denn in der Schweiz leben ca. 1,85 Millionen Katzen als Haustiere (Statista, 2024). Ausserdem zeigt der Onlinebeitrag von SRF (2024) die Zahlungsbereitschaft der Schweizer:innen für ihre Katzen. Wenn bei einer Katze von einem Durchschnittsalter von 15 Jahren ausgegangen werden kann, summieren sich die Kosten auf CHF 17'575.-, wobei hier nur die Grundausstattung, Futter und Katzenstreu und keine medizinischen Kosten wie Impfung, Entwurmung, Kastration, Behandlungen bei Krankheiten oder Unfall berücksichtigt wurden.
Die Katze ist aussedem eine beliebte Figur sowohl in der Literatur als auch im Alltag der Menschen. Denn, dank ihrer komplexen Persönlichkeit, ihrer geheimnisvollen Natur, ihrer Selbstständigkeit und ihrer Intelligenz, eigenen sich Katzen hervorragend um Geschichten zu erzählen und Bot-
schaften zu vermitteln. Vermutlich sind genau diese Eigenschaft auch der Grund, warum sie die beliebtesten Tiere sind und Menschen so fasziniert von ihrer Natur sind.